Schenkt man einer internationalen Studie glauben, soll es um die Hilfsbereitschaft von Herrn und Frau Schweizer nicht gerade eben gut stehen. Ob Autounfall oder Schwächeanfall in der Fussgängerzone, gemäss dieser Umfrage wechseln wir lieber die Strassenseite, als dass wir einem Menschen in Not helfen würden. Woran mag dies liegen? Sind wir ein Volk von Egoisten? Nun, ich denke die Antwort auf diese Frage ist – wie so oft – nicht einfach.
Angst vor dem Versagen
Ist man gewillt, die Gründe mangelnder Hilfsbereitschaft gegenüber unseren Mitmenschen in Notsituationen wohlwollend zu betrachten, könnten diese auch in der Angst vor möglichen Fehlern liegen. Dabei ist eine angemessene Hilfe, welche geleistet wird, stets besser, als eine perfekte Hilfe, welche NICHT geleistet wird. Dennoch scheinen wir lieber untätig zu bleiben oder mit unserer Hilfe zu zögern, als uns später in Selbstzweifel zu verlieren, wenn eine verunfallte Person trotz aller Bemühungen nicht reanimiert werden konnte. Handelt es sich beim Opfer um ein Kind sind die möglichen Schuldgefühle, sollte dieses nicht wieder vollständig genesen, um so stärker.
Mythos Reanimation
Erinnere ich mich an meinen ersten Notherlferkurs, welchen ich – zwecks Erlangung meines Fahrausweises – machen «musste», wird mir bewusst, wie viel indirekter Druck damals auf die Teilnehmer ausgeübt wurde. Damals sprach man bei der Ersten Hilfe noch davon, Menschen nach schweren Autounfällen wieder ins Leben zurück holen zu können. Heute hat sich dieser Fokus grundlegend verändert. Inzwischen spricht man davon, mit angemessener Hilfe, die Zeit zu verlängern, während welcher Opfer von professionellem Ambulanz-Personal reanimiert werden können. Denn eine gewissenhaft angewendete Herzmassage kann dieses nur in seltenen Fällen wieder zum schlagen bringen. Die Massage sorgt aber dafür, dass der Kreislauf nicht komplett zum Erliegen kommt und lässt das Blut immerhin noch mit 30% der Leistung, welche ein gesund schlagendes Herz vollbringt, durch den Körper zirkulieren.
Sind Nothelfer-Kurse sinnvoll?
Bevor ich mit dem Tauchen begonnen habe, wäre ich mir meiner Sache bestimmt auch nicht sicher gewesen. Denn bis zum «Rescue Diver» war es bei jenem Nothelfer-Kurs, zwecks Erlangung meiner Fahrerlaubnis, geblieben und dass war nicht gerade gestern …
Egal, ob Motorradfahrer, Taucher oder Eltern, es kann nicht schaden, seinen Nothelfer mal wieder aufzufrischen. So lässt sich auch die Abschlussfrage – nach der Sinnhaftigkeit eines Erste-Hilfe-Kurses – welche während meinem Lehrgang zum EFR-Instructor gestellt wurde, eindeutig mit ja beantworten. Dies um so mehr, als dass uns ein Auffrischungs-Kurs die Sicherheit vermittelt, in kritischen Situationen das richtige zu tun.
Als geprüfter «Emergency First Response Instructor» (6.2.2016) stehe ich euch bei Fragen gerne zur Verfügung.